14 Vorurteile über Transfrauen – und was wirklich stimmt

Vorurteile über Transfrauen

Transidentität ist kein Trend, kein Lifestyle und schon gar nicht eine Phase. Es ist der Weg, sich selbst zu finden – und endlich als die Frau zu leben, die man tief im Inneren immer war. Doch immer wieder begegnen wir – in Gesprächen, in den Medien oder sogar im engsten Umfeld – Vorurteilen über Transfrauen, die verletzen, unsichtbar machen oder Menschen gegeneinander aufhetzen. In diesem Artikel räumen wir mit 14 der häufigsten Mythen auf. Für dich, für uns und für mehr Verständnis.


Vorurteile über Transfrauen – Warum wir darüber sprechen müssen

Sichtbar zu sein als Transfrau ist kein einfacher Weg. Es bedeutet Mut, Schmerz und unendlich viel Liebe zu sich selbst. Und doch gibt es immer wieder Menschen, die meinen, unsere Existenz in Frage stellen zu dürfen. Diese Vorurteile tun weh – nicht nur mir, Sofia, sondern so vielen Schwestern weltweit. Darum schreiben wir diesen Text. Wir wollen aufklären, berühren und zeigen: Menschsein kennt kein Schema.


1. „Transfrauen sind doch keine richtigen Frauen.“

Es gibt viele Vorurteile über Transfrauen. Doch das ist wohl das schmerzhafteste – und absolut falsch. Transfrauen sind Frauen. Punkt. Unser Geschlecht definiert sich nicht durch Chromosomen oder Körperteile, sondern durch Identität, Selbstwahrnehmung und Lebenserfahrung.

Ich erinnere mich noch an die ersten Male, als mir jemand sagte: „Aber du wirst nie eine richtige Frau sein.“ Es war wie ein Stich ins Herz. Heute weiß ich: Ich muss niemandem etwas beweisen. Ich bin Sofia. Ich bin eine Frau.


2. „Das ist nur eine Phase.“

Für Außenstehende klingt es bequem, zu glauben, dass Transidentität „wieder weggeht“. Doch Transsein ist kein Experiment, keine Modeerscheinung. Es ist ein langer Prozess der Selbstfindung – und oft das Ergebnis jahrelanger innerer Kämpfe.


3. „Transfrauen wollen immer Operationen.“

Nicht jede Transfrau entscheidet sich für geschlechtsangleichende Eingriffe. Manche fühlen sich auch ohne medizinische Maßnahmen im Einklang mit sich selbst. Transsein ist nicht an chirurgische Eingriffe gekoppelt – es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg.


4. „Das macht man nur für Aufmerksamkeit.“

Die Wahrheit: Kaum jemand würde freiwillig all die Anfeindungen, Hürden und Diskriminierung auf sich nehmen, nur um „gesehen“ zu werden. Transfrauen leben ihre Identität, weil sie gar nicht anders können, ohne sich selbst zu verlieren.


5. „Transfrauen nehmen Cis-Frauen etwas weg.“

Ob im Sport, in feministischen Räumen oder Beziehungen – dieser Satz fällt oft. Doch Transfrauen kämpfen nicht gegen Frauen, sondern mit ihnen. Es geht um gleiche Rechte, nicht um Konkurrenz.


6. „Man sieht doch sofort, dass sie mal ein Mann waren.“

Dieses Vorurteil beruht auf Klischees und einem engen Bild von Weiblichkeit. Was „weiblich“ aussieht, ist kulturell geprägt und wandelbar. Außerdem: Es geht nicht darum, anderen zu gefallen, sondern authentisch zu leben.


7. „Transfrauen wollen nur hetero Männer verführen.“

Ein weiteres abwertendes Klischee. Transfrauen lieben – genau wie alle anderen Menschen – individuell und nicht strategisch. Liebe kennt keine manipulativen Absichten.

Sarah und ich sind lesbisch. Für manche Menschen passte das gar nicht in ihr Weltbild: „Warum bist du dann überhaupt eine Frau geworden?“ Diese Frage zeigt, wie wenig viele über Liebe und Identität wissen.


8. „Man kann doch einfach in der alten Rolle weitermachen.“

Viele verstehen nicht, wie zerstörerisch es ist, ein Leben lang eine Rolle zu spielen, die nicht die eigene ist. Transfrauen leben authentisch, um psychisch gesund zu bleiben.


9. „Kinder könnten dadurch verwirrt werden.“

Kinder sind nicht so fragil, wie manche glauben. Sie lernen Offenheit, wenn sie Vielfalt sehen. Transfrauen existieren – und Sichtbarkeit macht die Welt nicht gefährlicher, sondern verständnisvoller.

Mehr Infos zur Aufklärung findest du bei dgti – Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität.


10. „Das ist doch kein echtes Coming-out.“

Doch. Für viele Transfrauen ist das Coming-out als Frau der mutigste Schritt ihres Lebens. Es verdient Respekt – nicht Abwertung.


11. „Transfrauen täuschen Männer und verschweigen ihre Vergangenheit.“

Dieses Vorurteil steckt voller Misstrauen. Transfrauen müssen nicht jedem Menschen ihre Geschichte erklären. Sie sind nicht verpflichtet, sich für ihre Identität zu rechtfertigen – schon gar nicht, wenn dies ihr Sicherheitsgefühl gefährden könnte.


12. „Transfrauen sind psychisch krank.“

Dieses Vorurteil hält sich hartnäckig, obwohl es längst wissenschaftlich widerlegt ist. Transsein ist keine Krankheit. Psychische Belastungen entstehen oft erst durch Diskriminierung und fehlende Akzeptanz. Viele leiden aber auch weil sie eben noch nicht geoutet sind und es für sie eine Qual ist jeden Tag im falschen Körper leben zu müssen.


13. „Man kann doch nie eine richtige Beziehung mit einer Transfrau führen.“

Viele glauben, dass eine Beziehung mit einer Transfrau kompliziert oder gar „nicht echt“ sei. Doch Liebe ist Liebe. Transfrauen sind Partnerinnen wie alle anderen – mit Gefühlen, Träumen und der Fähigkeit, tiefe Bindungen einzugehen. Sarah und ich sind der lebende Beweis.


14. „Transfrauen haben im Frauensport immer körperliche Vorteile“ ⚖️

Dieses Thema wird hitzig diskutiert – oft leider ohne echtes Wissen darüber, wie sich der Körper einer Transfrau verändert. Es stimmt: Zu Beginn einer Transition kann es körperliche Unterschiede geben. Vor der Hormontherapie steht der Körper noch unter dem Einfluss von Testosteron, was Muskelmasse und Kraft begünstigt.

Doch was viele vergessen: Diese Vorteile schwinden sehr schnell, sobald die Hormontherapie beginnt. Mit sogenannten Hormonblockern wird das körpereigene Testosteron unterdrückt, während Östrogen zugeführt wird. Schon nach etwa einem Jahr verändern sich Stoffwechsel, Muskelkraft und Ausdauer so stark, dass zwischen Transfrauen und Cis-Frauen kein relevanter Unterschied mehr messbar ist.

Ich erinnere mich noch gut, wie ich früher zentnerschwere Säcke mühelos geschleppt habe. Heute schaffe ich es kaum noch, mein Fahrrad die Kellertreppe hochzutragen. Mein Körper hat sich in den letzten Jahren durch die Hormone komplett verändert – meine Muskelkraft ist nicht mehr vergleichbar mit der von damals. Viele Menschen können sich das nicht vorstellen und glauben immer noch, Transfrauen hätten einen unfairen Vorteil. Doch die Wahrheit ist: Wir müssen oft härter trainieren, um mit anderen mitzuhalten.

Wusstest du? Eine wissenschaftliche Übersichtsstudie zeigt, dass Transfrauen nach einem Jahr Hormontherapie keine messbaren Vorteile mehr im Sport haben Athlete Ally – Scientific Review (PDF).

Vorurteile über Transfrauen gibt es viele. Aber besonderes dieser stößt mir immer wieder übel auf, wenn in den Medien über dieses Thema berichtet wird und niemand den Mut hat die Wahrheit über dieses Thema zu sagen.


Unsere Botschaft: Liebe kennt keine Schubladen

Vorurteile über Transfrauen entstehen oft aus Unwissenheit. Aber Aufklärung kann Herzen öffnen. Jede Transfrau hat ihre eigene Geschichte, ihren eigenen Weg. Und jede verdient es, als das gesehen zu werden, was sie ist: ein Mensch mit Herz, Mut und einer unendlichen Sehnsucht, endlich sie selbst zu sein.


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P.s. Kennst du auch Vorurteile über Transfrauen die hier noch nicht erwähnt wurden? Schreibe es gerne in die Kommentare.

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