On Off Beziehung – Wie wir das ständige Hin und Her überwanden

Es gibt Zeiten, in denen man nicht weiß, wohin mit sich selbst. Die Tage verschwimmen, die Gedanken kreisen, und alles, was man einmal sicher glaubte, steht plötzlich auf der Kippe. Unsere On Off Beziehung war genau das: ein ständiger Wechsel zwischen Nähe und Trennung. Und doch stehen wir heute hier – gemeinsam. Dies ist unsere Geschichte.
Wenn Trennung zur Routine wird – und Nähe zum Strohhalm
Ich erinnere mich noch genau an einen dieser Tage. Tränenüberströmt lief ich ziellos durch die Straßen. Ich wusste nicht, wohin – zur Umschulung, nach Hause oder einfach irgendwohin, wo der Schmerz endlich aufhörte. Manchmal wünschte ich mir einfach, ein vorbeifahrendes Auto würde mich erlösen. Doch dann dachte ich an meine Tochter. Und ich ging weiter.
Unsere On Off Beziehung hatte zu diesem Zeitpunkt schon viele Schleifen gezogen. Nachdem ich Sarahs Vertrauen missbraucht hatte, begann ein dunkles Kapitel voller Streit, Rückzug, Trennung und doch immer wieder Rückkehr. Zwei Jahre lang lebten wir in einer gefühlten Endlosschleife, in der jedes neue Kapitel fast genauso schmerzhaft begann wie das vorherige endete.
Ich litt unter schweren Depressionen mit Suizidgedanken. Sarah wiederum verlor sich im Alkohol. Wir waren zwei verletzte Menschen, die sich gleichzeitig festhielten und wegstießen. Es war, als würde man ständig nach Luft schnappen – und doch ertrinken.
Einsamkeit, Schuld, Sehnsucht
Das Härteste an dieser Zeit war nicht nur die Trennung selbst – sondern die stille Leere danach. Die Einsamkeit fühlte sich an wie ein bleierner Mantel. Jeder Tag glich dem anderen. Ich hatte keine Freunde, keinen Kontakt zu meinen Eltern. Sarah war all die Jahre nicht nur meine Partnerin, sondern meine beste Freundin, mein einziger Mensch.
Manche Tage sprach ich kein einziges Wort. Ich lief durch die Stadt, nur um der Enge meiner Wohnung zu entkommen. Manchmal ging ich früh ins Bett – nicht aus Müdigkeit, sondern weil der Tag dann wenigstens vorbei war. „Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr“ – das waren Gedanken, die sich wie ein Mantra in mir wiederholten.
Jede Trennung fühlte sich endgültig an. Und manchmal hätte ich es mir fast gewünscht – nicht weil ich Sarah nicht liebte, sondern weil das ständige Auf und Ab mich innerlich zerfraß. Doch immer wieder kamen wir zurück zueinander. Weil wir einander fehlten. Weil wir ohne die andere nicht konnten – und manchmal auch nicht wollten.
Klinikaufenthalt und Wendepunkt
Ende 2024 ließ sich Sarah freiwillig in eine psychiatrische Klinik einweisen. Sie war körperlich und seelisch am Ende. Ich sah sie, mit Entzugserscheinungen, abgemagert, erschöpft. Und ich fühlte mich schuldig. Auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt nicht zusammen waren, besuchte ich sie regelmäßig. Manchmal stritten wir auch dort – aber meistens redeten wir ehrlich, zum ersten Mal seit Langem.
Ich bot ihr an, ihren Sohn in dieser Zeit bei mir aufzunehmen. Er lehnte ab – nicht weil er mich nicht mochte, sondern weil er sich nicht zwischen zwei Welten zerreißen wollte. Heute verstehe ich ihn. Auch das war Teil unserer On Off Beziehung: Dass sie nicht nur uns betraf, sondern auch Menschen um uns herum.
Weihnachten verbrachten wir gemeinsam. Auch Silvester. Und trotzdem kam es wieder zum Streit. Ein Missverständnis wegen eines Countdowns, das in einem Misstrauensausbruch mündete. Ich spürte: Das Vertrauen war noch immer brüchig. Doch es war auch das letzte Mal, dass wir so tief gefallen sind.
Am Bahnsteig – und im Herzen
Im Januar 2025, nach einer längeren Trennung, meldete sich ein Mann aus meiner Vergangenheit. Tobias. Wir hatten vor meiner OP Kontakt, er war mein „Traummann“ gewesen – doch hatte mich damals im Stich gelassen. Als er plötzlich wieder schrieb, kamen alte Gefühle hoch. Ich fühlte mich emotional aufgewühlt, obwohl ich längst wusste, dass ich ihn nicht mehr wollte.
An diesem Tag traf ich Sarah am Bahnsteig. Ich erzählte ihr davon. Wir hatten nur 15 Minuten – aber sie setzte sich spontan mit in meinen Zug. Wir sprachen offen über Tobias. Und sie sagte den Satz, der alles veränderte:
„Du bist frei. Wenn du ihm noch eine Chance geben willst, dann tu es.“
Am nächsten Tag trafen wir uns erneut. Ich sagte ihr: „Ich brauche keinen Mann, der mich im Stich lässt. Ich liebe nur dich.“
Das war der Wendepunkt. Für uns beide. Es war der Moment, in dem Sarah wusste: Ich meine es ernst. Und ich wusste: Ich will kein Zurück mehr in die Vergangenheit – ich will Zukunft mit ihr.
Unsere Regel – gegen das nächste Chaos
Seitdem gibt es eine klare Regel zwischen uns: Wenn in einem Streit jemand sagt, sie geht – und wirklich geht – dann ist es endgültig. Diese Regel schützt uns davor, in alte Muster zu verfallen. Sie gibt uns die Chance, vorher zu reden. Zu atmen. Zu klären.
Wir wissen nicht, ob wir für immer zusammenbleiben. Aber wir wissen, dass wir niemals wieder in eine On Off Beziehung zurückfallen wollen. Dieses ständige Hin und Her hat uns fast zerstört. Heute reden wir über alles. Wirklich alles. Und wir haben gemeinsame Projekte, die uns verbinden. Unsere Beziehung basiert nicht mehr auf Angst und Abhängigkeit – sondern auf Vertrauen und Verantwortung.
Was wir gelernt haben – und weitergeben möchten
Unsere Geschichte ist kein Rezept. Aber sie ist ehrlich. Und vielleicht hilft sie dir, wenn du selbst gerade in einer On Off Beziehung steckst, oder jemanden liebst, der sich immer wieder entfernt.
1. Du darfst müde sein – aber nicht aufgeben
Es ist okay, kaputt zu sein. Es ist okay, zu zweifeln. Aber gib dich nicht auf. Und gib nicht auf, was dich stark macht.
2. Vertrauen ist eine tägliche Entscheidung
Wir haben gelernt, dass Vertrauen nichts ist, das einfach da ist. Es entsteht durch kleine, ehrliche Momente – immer wieder neu.
3. Ehrlichkeit tut weh – aber weniger als Lügen
Ich hatte Angst, Sarah von Tobias zu erzählen. Doch meine Ehrlichkeit hat uns letztlich verbunden – nicht getrennt.
4. Keine Kurzschlussreaktionen mehr
Unsere „letzte Trennung“ ist unsere Grenze. Diese Klarheit hilft, impulsive Entscheidungen zu vermeiden, die alles zerstören könnten.
5. Nähe ist kein Ersatz für Heilung
Nur weil man sich vermisst, heißt das nicht, dass alles gut ist. Wir mussten lernen, allein zu heilen, um gemeinsam stark zu werden.
6. Gemeinsame Projekte schaffen Verbindung
Ob Website, Blog oder einfach ein gemeinsamer Spaziergang – tun wir etwas zusammen, fühlen wir uns verbunden. Es erdet uns.
Heute – nicht perfekt, aber echt
Unsere Beziehung ist nicht perfekt. Aber sie ist ehrlich. Und sie lebt. Wir reden. Wir hören zu. Wir streiten respektvoll. Und wenn wir schweigen, dann nicht aus Kälte, sondern aus Ruhe. Das alles ist neu für uns. Und genau deshalb ist es so kostbar.
Du steckst in einer On Off Beziehung?
Vielleicht hilft dir unser Weg. Vielleicht fühlst du dich gesehen. Vielleicht brauchst du gerade einfach den Gedanken: Du bist nicht allein.
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